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Minütliche Bereitstellung von Netzzustandsdaten: Umsetzung der Zusatzleistung TAF 10 

Das Steuern und Schalten in der Niederspannung erfordert die Digitalisierung der bisher „blind“ betriebenen Niederspannungsnetze. Zentraler Baustein dafür ist das intelligente Messsystem (iMSys) mit dem Smart Meter Gateway, das über den Tarifanwendungsfall (TAF) 10 Netzzustandsdaten erfassen und übertragen kann. Verlässliche und stabile Netzzustandsdaten helfen nicht nur dabei, kritische Netzzustände zu erkennen, sondern auch, den Netzausbau effizient zu planen und die Bestandsnetze optimal zu nutzen. Neben der Erhebung und Übermittlung viertelstundengenauer Netzzustandsdaten bieten wir bei VOLTARIS nun auch die minütliche Bereitstellung dieser Daten an. Diese sind insbesondere für automatisierte Netzüberwachungs- und -führungskonzepte sowie das dynamische Steuern unerlässlich, da historische Viertelstundenwerte nicht ausreichen.

Erste iMSys mit TAF10-Funktionalität im Einsatz

Im Netzgebiet unseres Partners energis Netzgesellschaft mbH (kurz energis) wurden die Geräte in der Test-PKI (Public-Key-Infrastruktur) in den letzten Monaten intensiv geprüft. Inzwischen sind die ersten iMSys mit TAF 10 Funktionalität ausgerüstet worden und produktiv im Einsatz. Die minütlich erfassten Netzzustandsdaten laufen in das VOLTARIS aEMT-System ein, wo sie entschlüsselt und an das Netzbetreiber-System der energis weitergeleitet werden.

 

Starker Zubau von EEG Anlagen bei energis erfordern effiziente Netzüberwachung

energis, ein Unternehmen der VSE-Gruppe, arbeitet derzeit am Aufbau eines Netzmonitoring. Dafür wurde ein digitaler Zwilling des Netzes erstellt, in den sowohl die iMSys-Daten als auch weitere relevante Daten wie Abgangsmessungen an der Trafostation einfließen – aufgrund der unterschiedlichen Vertraulichkeit in getrennten Mandanten. Diese Daten dienen der Ermittlung des Netzzustands, um beispielsweise Planungen auf Basis realer Werte durchzuführen und Grenzwertverletzungen erkennen zu können. Dazu zählen thermische Überlastungen bei Kabeln und Freileitungen sowie Spannungsbandverletzungen. Michael Hussinger, stellvertretender Sachgebietsleiter Strom bei der VSE Verteilnetz GmbH, beschreibt den Nutzen der umgesetzten Technik: „Mit Hilfe der Netzzustandsdaten des TAF 10 wird die Beobachtbarkeit der Netze, welche sich bisher auf die digitalen Ortsnetzstationen begrenzt hat, wesentlich erhöht. Beobachtbare Netze helfen uns, beginnend beim Planungsprozess bis hin zur Netzführung.“ So könne der Netzausbau anhand realer Messwerte erfolgen und bei Bedarf im Betrieb regulierend durch die Netzführung eingegriffen werden, sowohl zur Einhaltung des Spannungsbandes als auch der Belastungsgrenzen. Der starke Zubau an EEG-Anlagen, vor allem in der NS-Ebene, und die sich daraus ergebenden dynamischen Netzzustandsänderungen machten eine Überwachung unerlässlich. „Wir sind froh, mit VOLTARIS einen breit aufgestellten, verlässlichen Partner zu haben.“

Grundlage für das Schalten und Steuern

Neben der Bereitstellung von Netzzustandsdaten können wir auch weitere Szenarien abbilden: Die Infrastruktur zum Schalten und Steuern im Stromnetz und Submetering als White Label Lösung. Wir haben dazu die Systemlandschaft um ein aEMT-System erweitert und bietet unseren Stadtwerke-Partnern, die in der Anwendergemeinschaft Messsystem organisiert sind, die volle Funktionalität des aEMT an.

Was sind eigentlich Netzzustandsdaten?

Netzzustandsdaten sind zum Beispiel Spannungs- und Stromwerte, Wirkleistung, Frequenz und Phasenwinkel. Sie sind die Basis für das flächendeckende Monitoring des Netzzustandes und das netzdienliche Steuern der fluktuierenden Flexibilitäten in den Verteilnetzen. Damit die Daten in ausreichender Qualität und Quantität zur Verfügung gestellt werden können, ist im novellierten Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) die Datenkommunikation erweitert worden: IMSys werden künftig nach § 34 Abs. 1 MsbG viertelstundenscharf bilanziert, um die gestiegenen Anforderungen an Netzbetrieb und Netzplanung erfüllen zu können. Die „nach Maßgabe der §§ 56 und 64 Erhebung von viertelstundengenauen Netzzustandsdaten und deren tägliche Übermittlung an den Netzbetreiber über das Smart-Meter-Gateway“ ist nun als Standardleistung, die innerhalb der der Preisobergrenze (POG) erbracht werden muss, definiert. Bei der minütlichen Bereitstellung von Netzzustandsdaten handelt es sich – gemäß § 34 Absatz 2 – um eine kostenpflichtige Zusatzleistung über die POG hinaus.